Wieso kann die KH höher als die GH sein?

Wieso kann die KH höher als die GH sein?
Ein Beitrag von Jani


Bei Einsteigern im Bereich Malawi- und Tanganjikasee kommt oft die Frage auf wieso eigentlich die die KH in den Seen größer ist als die GH, da dies per Definition der KH ja gar nicht möglich sein kann. Eine durchaus berechtigte Frage.
Zur besseren Übersicht erst mal ein grober Überblick was im Wasser so üblicherweise gelöst ist.


Ein "typisches" Wasser sieht frei nach Krause (Handbuch Aquarienwasser) in etwa so aus:


Kationen in Gew. % :
Calcium (Ca+) 64%
Natrium (Na+) 18%
Magnesium (Mg+) 12%
Kalium (Ka+) 6%


Anionen in Gew. % :
Hydrogencarbonat (HCO3-) 80%
Sulfat (SO4 2-) 14%
Chlorid (Cl-) 6%


Natürlich ist diese Aufzählung stark vereinfacht und es sind noch viele andere Stoffe im Wasser gelöst. Dies soll nur die Mengenverhältnisse verdeutlichen.
Es gibt durchaus auch Wasser in dem mehr Chlorid als Sulfat vorhanden ist, oder mit nur 50 % Hydrogencarbonat und entsprechend mehr Sulfat und Chlorid.
Die Schwankungen bei den Kationen sind da nicht so groß, beispielsweise gibt es fast immer viel mehr Calcium als Magnesium im Wasser und auch mit dem Natrium und dem Kalium verhält es sich ähnlich, hier spricht man manchmal vom sog. Standardionenverhältnis.
Mit dem GH Test messen wir die sog. Erdalkali- Ionen das sind nennenswert nur Calcium und Magnesium, die anderen Erdalkalimetalle sind Spurenelemente. Natrium und Kalium wird nicht erfasst.


Die Carbonate von Calcium und Magnesium sind nahezu unlöslich und liegen im Wasser gelöst als Hydrogencarbonat vor.


Die Definition der KH besagt ja nun das damit der Anteil der Carbonate bzw. Hydrogencarbonate erfasst wird der an die GH, also Calcium und Magnesium, gebunden war.
Jetzt kann Hydrogencarbonat aber auch als Kalium- und Natriumsalz ins Wasser gelangen und besonders in den Ostafrikanischen Seen ist das der Fall.


Das eigentliche Problem ist jetzt die nicht ganz richtige Verwendung des Begriffes KH.
Mit dem sog. KH Test messen wir nämlich gar nicht die KH nach ursprünglicher Definition, sondern wir erfassen alles Hydrogencarbonat, egal woran das mal gebunden war.
Richtig messen wir eigentlich die Säurekapazität bis pH 4,3.
Dieser komplizierte Begriff nur weil er eigentlich gut erklärt was beim testen passiert. Wir geben Säure ins Wasser die mit dem Hydrogencarbonat reagiert bis keins mehr da ist, dann erfolgt der Farbumschlag und der pH kann unter 4,3 fallen, weil das Hydrogencarbonat bis zu diesem Wert als sog. Puffer gewirkt hat.


Die KH und die GH wird eigentlich in der chemischen Maßeinheit Mol gemessen und dann in die „griffigeren“ Einheiten GH und KH umgerechnet.
Richtiger eigentlich, durch die Konzentration seiner Inhaltsstoffe entspricht eben ein Tropfen Testreagenz einem ° KH oder GH.


Um dann endlich zusammenfassend auf die Eingangsfrage zurück zu kommen.
Ist die KH größer als die GH heißt das erst mal nur das mengenmäßig mehr Hydrogencarbonat als Calcium und Magnesium im Wasser ist.
Normalerweise ist das dann eben als Kalium- oder hauptsächlich als Natriumhydrogencarbonat ins Wasser gelangt.
Da das Natrium und Kalium vom GH Test nicht erfasst wird ist es so also ohne weiteres möglich das die mit einem KH Test gemessene KH höher ist als die GH.


Auch im Leitungswasser kann man manchmal eine höhere KH messen, in der Regel gibt es dann eine sog. Hausentkalkungs- oder Enthärtungsanlage.
Dort wird mit einem Ionentauscher dem Wasser Calcium entnommen und dafür Natrium zugefügt. Gleiches passiert in der Spülmaschine, hier wird das Natrium als Kochsalz (NaCl) zugeführt.
Wie weiter oben erwähnt ist Calciumcarbonat in Wasser nicht löslich und Ursache für die unschönen Kalkränder, daher wird die Menge des Calciums reduziert so dass sich diese Ränder nicht mehr bilden können. Und so sinkt dann die GH oft unter die KH.
Es wird dabei nicht alles Calcium ausgetauscht, meist wird eine GH von ca. 8 eingestellt. Hat man also vorher beispielsweise eine GH von 18 und eine KH von 12 gehabt, gibt es nach der Anlage Werte von GH 8 und KH 12.
Nur noch sicherheitshalber erwähnt, da ja Ionen nur ausgetauscht werden, sinkt die für die Fische auch recht wichtige Gesamtzahl der Ionen im Wasser nicht, die wir mit der Leitfähigkeit messen. Daher kann man mit solchen Anlagen kein richtiges „Weichwasser“ für unsere Fische herstellen.

"Die Franzosen neigen dazu sehr dünne Steaks zu grillieren, die kaum 200g wiegen. Für mich ist das Aufschnitt" - Otto von Bismarck, 1898