Wasserhärte senken
Ein Beitrag von Jani
Wie senke ich die Wasserhärte?
Viele beliebte Aquarienfische wie die meisten Salmler, Barben, Panzer- und Harnischwelse kommen aus recht mineralarmen, weichen Gewässern.
Insbesondere zur Zucht wird oft sehr weiches Wasser benötigt.
Diese Bedingungen können wir ihnen mit unserem Leitungswasser oft nicht bieten.
Wir haben verschiedene Möglichkeiten dies zu erreichen.
Die gebräuchlichste Methode ist die Umkehrosmose.
Dabei wird Leitungswasser durch eine halbdurchlässige (semipermeable) Membran gepresst. Diese Membran ist so konstruiert, dass ein Großteil der im Wasser gelösten Stoffe zurückgehalten wird, die kleineren Wassermoleküle aber relativ ungehindert hindurch gelangen können. So werden nicht nur die härtebildenden Ionen zurückgehalten, sondern auch andere Umweltgifte wie Pestizide und Lösungsmittel. Auch ein hoher Nitratgehalt wird auf unter 10 mg/l reduziert.
Dieses gereinigte Wasser wird Permeat genannt.
Die Membran muss aber ständig gespült werden, damit sie sich nicht zusetzt.
So erhält man auf einen Liter Permeat 3 - 5 L Abwasser, Konzentrat genannt.
Da das Wasser sehr langsam durch die Membran gepresst wird, dauert es recht lange eine größere Menge Permeat zu erzeugen. Die erhältlichen Anlagen erzeugen etwa 100 – 200 Liter in 24 Stunden. Dabei entsteht 300 – 1000 Liter Konzentrat. Die heute gängigen Anlagen arbeiten meist im Verhältnis 1:3.
Dieses Konzentrat kann aber ohne weiteres als Badewasser, für die Klospülung oder zum Blumengießen verwendet werden. Es hat keine Nachteile, außer das die Inhaltsstoffe des Ausgangswassers in etwa 10 – 40% höherer Konzentration vorhanden sind. Das Permeat hat eine Leitfähigkeit von ca. 20-50 µs/cm und ist übrigens auch sehr gut als Kaffee- oder Teewasser geeignet.
Eine andere Methode ist die Vollentsalzung.
Hierbei werden verschiedene Kunstharze verwendet welche die Eigenschaft haben vorher angereicherte Ionen gegen andere auszutauschen. Wenn alle Ionen ausgetauscht sind muss das Harz regeneriert werden. Dazu wird Salzsäure bzw. Natronlauge verwendet. Da bei richtiger Anwendung alle Ionen entfernt werden, entsteht theoretisch reinstes Wasser. Allerdings werden keine Stoffe entfernt die als Moleküle vorliegen, wie z.b. Pestizide. Diese sind im Leitungswasser zwar nur in minimalster Menge vorhanden, aber doch nachweisbar.
Eine solche Anlage besteht aus einem Kationentauscher und einem Anionentauscher. Zuerst muss das Leitungswasser immer den Kationentauscher passieren, dort werden die härtebildenden Ionen in Säuren umgewandelt, z.b. in Kohlensäure. Im Anionentauscher werden dann diese Säuren neutralisiert, dabei entsteht reines Wasser und CO2.
Dieses hat eine noch niedrige Leitfähigkeit als das Permeat aus der Umkehrosmose.
Durch die nicht mehr vorhandene KH und den hohen CO2 Gehalt kann das vollentsalzte Wasser einen recht niedrigen PH Wert von unter 4 haben. Daher muss es gut belüftet werden oder eine Weile abstehen.
Im Meerwasserbereich wird ein sog. stark basischer Anionentauscher verwendet, das damit entsalzte Wasser hat einen neutralen pH Wert.
Nachteil der Vollentsalzungsanlage ist sicherlich die insgesamt umständlichere Bedienung und der für viele ungewohnte Umgang mit Säuren und Laugen.
Vorteile sind das kein Abwasser entsteht und das Wasser wesentlich schneller hergestellt werden kann. Die Menge die mit Umkehrosmose in 24 Stunden erzeugt wird, schafft die Vollentsalzung in etwa 3 Stunden.
Manchmal wird auch nur ein Kationentauscher verwendet, dazu benötigt man aber eine vollständige Analyse des Leitungswassers und zumindest Grundkenntnisse in der Wasserchemie, da hierbei schnell gefährliche Säuren entstehen können.
Der Einsatz lohnt sich erst wenn die KH mindestens 80% der GH ausmacht, ansonsten erhält man hiermit manchmal sogar eine höhere Leitfähigkeit als im Ausgangswasser vorhanden, bzw kann die Leitfähigkeit bestenfalls halbieren.
Die Vollentsalzung darf nicht mit einer Hausentsalzungsanlage verwechselt werden. Eine Hausanlage funktioniert meist mit einem sog. Neutralaustauscher. Es werden zur Regeneration keine Säuren oder Laugen eingesetzt, sondern Kochsalz (NaCl).
Die Härtebildner im Leitungswasser werden durch Ionen aus dem Kochsalz ersetzt.
Dabei sinkt aber nicht die Leitfähigkeit des Wassers, es ist für Weichwasserfische daher ungeeignet.
Destilliertes Wasser wird durch verkochen gewonnen. Der kondensierende Wasserdampf wird aufgefangen und gesammelt. Da alle anderen gelösten Stoffe zurückbleiben kann nur so reines H2O hergestellt werden. Dies ist durch den hohen Energiebedarf aber sehr unwirtschaftlich, so ist das im Handel in Kanistern angebotene “destillierte“ Wasser in Wirklichkeit meist vollentsalztes Wasser.
Sich dieses Wasser zu kaufen ist sicherlich nur als Übergangslösung für kleine Zuchtbecken sinnvoll. Wenn man aber günstig an sog. destilliertes Wasser herankommt, kann man es natürlich bedenkenlos verwenden.
Da bei diesem, so hergestellten oder gekauften, Wasser die GH und die KH nicht nachweisbar sind, fehlt die Eigenschaft Säure abpuffern zu können. Es kann zu einem zu starken absinken des PH Wertes kommen. Um dies zu vermeiden sollte das entsalzte Wasser mit etwas Leitungswasser gemischt werden. So wird bei der Mischung von Leitungswasser und entsalztem Wasser zu gleichen Teilen, die GH und die KH des Ausgangswassers halbiert.
Man kann aber eingefahrene Becken durchaus mit einer KH von um die 1 betreiben, da dort der Mulm und andere Stoffe einen Teil der Säurepufferung übernehmen. So weiches Wasser ist aber meist nicht nötig, eine GH von 6 und eine KH von 3 - 4 ist in den meisten Fällen völlig ausreichend.
Auch Torf hat eine Ionenaustauschende Fähigkeit, diese ist aber nicht sehr stark, so das der Einsatz im Filter erst ab einem KH Wert von etwa 5 sinnvoll ist. Ansonsten wird durch den Wasserwechsel zu schnell wieder Härte zugeführt. Die austauschenden Fähigkeiten von Torf sind meist schon nach 1 - 2 Wochen, oder noch früher erschöpft und er muss ersetzt werden.
Es gibt auch die Möglichkeit eine sog. Torfkanone einzusetzen.
Dabei wird das Wechselwasser vorher durch ein mit Torf gefülltes großes Wasserrohr oder ähnliches geleitet Die Ergebnisse hierbei sind stark von der Art des Torfes abhängig, hier muss etwas experimentiert werden und natürlich muss das Wasser vor der Verwendung auf GH, KH, pH und sicherheitshalber auch Phosphat getestet werden.
Die Karbonathärte lässt sich auch durch verschiedene Säuren zerstören, z.b. Salzsäure, Salpetersäure und Phosphorsäure.
Hier gilt: Die stärkere Säure vertreibt die schwächere aus ihren Salzen.
Das heißt die Salze der Kohlensäure, die Karbonate, werden durch die stärkeren Säuren zerstört. Dabei entstehen die entsprechenden Salze der Säuren wie z.b. Chlorid, Nitrat und Phosphat, sowie CO2 und Wasser. Der KH-Wert sinkt natürlich und dieser Puffer verliert seine Wirkung und damit sinkt auch der PH Wert.
Die Menge aller im Wasser gelösten Salze, die wir mit der Leitfähigkeit erfassen, sinkt dabei aber nicht. Und diese ist für Weichwasserfische eigentlich entscheidend.
Diese Säuren sind oft auch im sog. Eichenextrakt und in KH/PH-minus und Produkten ähnlichen Namens der verschiedenen Firmen enthalten und daher ebenfalls mit Vorsicht zu benutzen. Diese Vorgehensweise ist nur sinnvoll, wenn man trotz hoher Karbonathärte den PH Wert senken möchte, außerdem sollte auch hier ein tiefer gehendes Verständnis für die Wasserchemie vorhanden sein, damit man wirklich weiß was man da tut.
Auch die Huminsäuren des Torfs, und Säuren die bei der Zersetzung des Mulms vorübergehend entstehen, können die KH zerstören. Diese Prozesse laufen sehr viel sanfter ab und sind daher besser geeignet.
Theoretisch ist es auch möglich Regenwasser für das Aquarium zu verwenden.
Allerdings unterliegt die Qualität doch starken Schwankungen.
Wird das Wasser vom Dach aufgefangen, kann es durch die verwendeten Baustoffe schon stark verändert werden. Auch kann die Leitfähigkeit und die Schadstoffbelastung je nach Art des Regens und Belastung der Luft stark schwanken. Regenwasser ist nur bei ständiger penibler Kontrolle zu empfehlen und auch dann können wir mit den üblichen Tests nicht alle theoretisch möglichen Wasserbelastungen messen. Es empfiehlt sich hier das Regenwasser in einem möglichst großen Behälter zu sammeln, da so kleinere Veränderungen besser abgefangen werden können.
Mischt man sein entsalztes Wasser mit Leitungswasser, oder gibt davon etwas ins Aquarium möchte man natürlich gerne wissen wie hoch dann die GH oder die KH in dem verschnittenen Wasser ist.
Das kann man mit der Mischungsgleichung errechnen.