Erlenzäpfchen (von Peter Hilt Klein)
Gesund mit Naturprodukten
Erlenzapfen im Aquarium
Die Zapfen der Schwarzerle (Alnus glutinosa) sind ein gutes Mittel, um das Wasser mit Huminsäuren anzureichern. Der hohe Gehalt an Tanninen (Gerbstoffen ) verringert die Bakteriendichte im freien Wasser erheblich. Bei Überdosierung können die Inhaltstoffe allerdings fischgiftig wirken, weshalb man die Wasserwerte häufig überprüfen muss.
Nebenwirkungen, die auftreten können sind meines Wissens Erlenwuchs (kleine Bäumchen) an Mattenfiltern, wenn die Samen aufgehen sollten.
VORSICHT (!!!) beim Sammeln, wenn man gegen Erlenpollen allergisch reagiert!
Inhaltstoffe:
Tannine (Gerbstoffe): bis zu 5% der Trockenmasse
trihydroxylierte Flavonoide (z.B. Myricetin, Leucodelphinidin, Ellagsäure, Ellagi- und Gallotannine)
Lignan, Anthrachinon
Huminsäuren
Gerbstoffe:
Der Begriff Gerbstoffe umfasst alle Stoffe, die Haut zu Leder, also haltbar machen.
Bei den in der Aquaristik verwendeten Gerbstoffen handelt es sich um hochmolekulare Verbindungen unterschiedlicher Zusammensetzung, die adstringierend auf die Schleimhäute der Fische wirken.
Gerbstoffe sind im Pflanzenreich weit verbreitet. Der Begriff kommt daher, daß solche Stoffe zum Gerben von Leder verwendet werden. Es handelt sich hierbei um eine nicht einheitliche, chemische Stoffgruppe. Die Gerbstoffe verschiedener Pflanzen besitzen auch eine unterschiedliche stoffliche Zusammensetzung. Sie bilden mit Mucopolysaccheriden (Kohlehydrate) Zusammenballungen und fällen Eiweiße aus. Dadurch werden Bakterien und Pilzen die Nährstoffe entzogen. Diese können die Schleimhaut nicht besetzen und werden in der Vermehrung gestört.
Ich habe leider keine Möglichkeit, hierzu aussagekräftige Tests durchzuführen.Über nähere Angaben hierzu würde ich mich freuen.
Laut Aussagen mehrerer Autoren wird durch die Senkung des ph-Wertes die Durchlässigkeit für die Tannine durch die Zellmembran der Bakterien erreicht.
Zitat Andreas Spreinat
«Bei pH-Werten um den Neutralpunkt (oder höher) liegen Humin- und andere Säuren im Wasser in dissozierter, ionischer Form vor. Diese geladenen Moleküle können die Zellmembran eines Bakteriums nicht oder nur schlecht durchdringen. Es gibt dann also keine Wirkung auf Bakterien. Bei sauren pH-Werten liegen viele Säuren aber undissoziert (ungeladen) vor und können somit die Zellmembran durchdringen, was zu einer Schädigung von Bakterien führt (führen kann). Dies dürfte den Hauptgrund für den hemmenden Einfluß eines niedrigen pH-Wertes (etwa ab kleiner pH 6) auf Bakterien darstellen (soweit dies erforscht ist).»
Vergleiche zum Seemandelbaum
Folgenden Ausschnitt aus einem Artikel von Gerhard Ott fand ich recht interessant:
Ott, Gerhard (2003): Blätter vom Seemandelbaum. – Das Aquarium, 37(7), 18-21
«Die genaue Wirkungsweise [der Gerbstoffe] ist im Detail weitgehend ungeklärt. Vermutlich bilden solche Stoffe mit Mucopolysaccheriden, das sind Kohlehydratverbindungen in der Schleimhaut, schützende Zusammenballungen organischen Materials und haben fällende Wirkungen auf Eiweißverbindungen, die für Bakterien und andere Krankheitserreger wie Pilze Barrieren darstellen, weil sie biozid wirken.»
(Literaturangabe:
DENGLER, A.T., 2002, Die Erle-eine Bereicherung für die Aquaristik. Vereinsjournal der Aquarienfreunde Dachau;
LAKS, 1989; SMITH, 1975; SANDERS u. MIXON, 1978)
Ansäuern des Wassers:
Die Tests startete ich mit einem Aquarium mit 10l Inhalt ohne Fischbesatz und Pflanzen. Das Wasser wurde über einen eingefahrenen Mattenfilter gefiltert.
Es wurde mit Wasser mit folgenden Werten neu befüllt:
PH 7,95
KH 4,5°dH
GH 7,5°dH
Leitwert 326 µS/cm
Ich habe dem Wasser pro Liter 1 mittelgroßen Erlenzapfen genommen. So hoch braucht die Dosis normalerweise nicht zu sein, es sei denn, man erntet die Zapfen nach ergiebigen Regenfällen, wenn sie schon etwas ausgewaschen sind. Dann kann man die Dosis pro Liter durchaus schonmal auf 10 solcher Zapfen erhöhen.
Nach 6 Stunden:
pH: 7,30
KH: 4,0
GH: 7,0
Leitwert: 300 µS/cm
Farbe: wie Kamilletee
Nach 24 Stunden:
pH: 6,70
KH: 3,0
GH: 6,0
Leitwert: 280 µS/cm
Farbe: wie starker Schwarztee (!!)
Verpilzung:
Bei Zuchtversuchen mit eierlegenden Fischen kommt es immer wieder vor, daß die Gelege mehr oder weniger stark verpilzen. Die Tannine in den Erlenzapfen wirken fungizid, das heißt, sie hemmen das Pilzwachstum und töten zum Teil die Pilzsporen ab. Hefepilze werden nach Literaturangaben nur etwas im Wuchs gehemmt, was bei der Aufzucht von kleinen Jungfischen sehr nützlich ist, da diese teilweise Hefe als Anfangsnahrung annehmen.
Bei Versuchen habe ich festgestellt, daß bei der Überführung von Salmlerlaich aus einem einzigen Ablaichvorgang in 2 unterschiedliche Gefäße der Laich in dem mit Erlenzapfen aufbereiteten Gefäß nicht verpilzte.
In jedem der beiden 5-l-Kunststoffbehälter waren ca. 100 Eier untergebracht, wovon in dem “Unbehandelten” fast 70 der Verpilzung zum Opfer fielen.
Im “Erlenwasser” wurden lediglich 10 Eier weiß, ohne jedoch die typische “Behaarung” zu bekommen.
Auch die Jungfische waren im behandelten Wasser weniger anfällig gegen Pilze. Die Zahl der herangewachsenen Jungfische war im Verhältnis zu den Fischen im unbehandelten Wasser sehr viel höher.Das ist wohl auf die schleimhautstärkende und antibakterielle Wirkung der Erlenzapfen zurückzuführen.
Ich gebe seither immer 3-5 dieser Zapfen pro 10 Liter in das Zuchtwasser. Ob auch Fische aus härterem Wasser diese Dosierung vertragen, kann ich nicht sagen, da ich bisher ausschließlich sogenannte “Weichwasserfische” bewusst zur Zucht angesetzt habe.
Keimreduktion:
Die Wirkung der Erlenzäpfchen auf Keime ist offenbar schon lange bekannt.
Sie beruht auf der Abgabe von Gerbstoffen (oder Tanninen) an das Wasser.
Die Schwarzerle (Alnus glutinosa):
Der schnellwüchsige Baum bevorzugt feuchten Boden, ist also vorwiegend an Bachläufen und anderen Gewässern zu finden. Der Stamm reicht bis zur Kronenspitze, der Baum wird bis etwa 25 m hoch; Stamm gerade, schlank; Rinde jung grau, glänzend, später braun, rissig; dünne
Zweige; Blätter oben dunkelgrün, unten heller, gestielt, gekerbt; Blüten grünlich oder rötlich, Blutezeit Februar-März, in gestielten Kätzchen, einhäusig.
Die männlichen Blüten sind hängend, mit weichen Schuppen, die 3 Blüten mit je 4 Staubblättern enthalten. Die weiblichen Blüten sind die Zapfen, sie sind eiförmig, aufrecht, geschuppt; die Frucht (Nüsschen) ist abgeflacht, mit schmalen Flügeln, in den Zapfen sitzend; Wurzeln mit gabelig verzweigten, kurzen, knotig angehäuften Verästelungen.
Die männlichen Staubkätzchen der einhäusigen Pflanze ähneln denen von Haselnuss und Birke. Die dort produzierten Pollen können bei dazu veranlagten Personen allerdings heftige allergische reaktionen auslösen.
erlenzaepfchen03.jpg erlenzaepfchen04.jpg
Stark vergrößert sehen diese Pollen sehr interessant aus, wie man auf den mir von Frank Mersch zur Verfügung gestellten Rasterelektronenmikroskop-Aufnahmen sehen kann.
Die ca. 1-1,5 cm großen Zapfen sitzen büschelweise auf Stielen (siehe Bild).
Erlenholz als Dekomaterial:
Die Wurzeln der Schwarzerle sind hervorragend als Aquariendekoration geeignet.
Sie sind fein verzweigt und oft bizarr geformt.
Nachdem sie einige Zeit im Wasser gelegen haben, werden sie meist so weich, daß sie von ancistrinen Welsen fast vollständig zerraspelt werden.
Man braucht die gesammelten Wurzeln meist nur mit einer groben Bürste in einem Eimer mit Wasser zu reinigen und kann sie dann sofort im Aquarium verwenden. Da sie anfangs aufschwimmen, klemmt man sie zweckmäßiger Weise an einer Querstrebe des Aquariums fest.
Andere Anwendungsgebiete:
Die gerbstoffhaltige Rinde kann nicht nur zum Gerben von Leder verwendet werden, sondern liefert zudem einen grauen Farbstoff. Ein Absud der Rinde wird in der Humanmedizin auch äußerlich zu Spülungen und zum Gurgeln angewandt.
Weiterführende Literatur:
DENGLER, A.T., 2002, Die Erle-eine Bereicherung für die Aquaristik.
Vereinsjournal der Aquarienfreunde Dachau;
Axel Gutjahr, Sind Erlenzäpfchen in Vergessenheit geraten?,
TI Nr. 143 Oktober/November 1998 Seite 72
Christian-Peter Steinle Weichmacher zum Pflücken,
DATZ Ausgabe 11 1998, Seite P 86
Autor nicht bekannt, Die Verwendung von Erlenzäpfchen zur Verbesserung des Aquarienwassers,
AT 1965 Seite 394 Rubrik: “Kleine Mitteilungen”
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Herrn Peter Hilt - Klein zur Verfügung gestellt. http://aquadings.de/allgemein/erlenzapfen