Planarien im Aquarium

Planarien
(Text und Fotos Mathias Teucke)


Hier möchte ich einige Methoden zur Entfernung von Planarien vorstellen. Einige scheinen mehr Erfolg zu versprechen als andere, aber auch bei den erfolgreicheren Methoden gibt es unterschiedliche Meinungen über den Erfolg.



Die Biologie der Plattwürmer


Planarien gehören meiner Meinung nach zu einer der Geißeln der Aquarianer. Manche werden vielleicht sagen, daß ja eigentlich nichts schlimmes an dieses Würmern ist und man in friedlicher Koexistenz leben kann. Aber in einem Zuchtbecken, in dem man versucht eierlegende Fische zu vermehren, haben diese Strudelwürmer keine Daseinsberechtigung.



Was genau sind Planarien aber eigentlich?
Planarien gehören zu den Strudelwürmern (Turbellaria), welche zu den Plattwürmern (Plathelminthes) gehören. Plattwürmer umfassen mehr als 14000 Arten, die hauptsächlich freilebend im Meer leben und sich räuberisch ernähren. Es gibt auch Parasiten unter den Plattwürmern wie Bandwürmer oder der Erreger der Bilharziose.



Plattwürmer erreichen eine Länge von weniger als 0,5 mm bis mehrere Meter. Manche Strudelwürmer habe Hautdrüsenzellen, aus denen sie bei Verteidigung und Angriff basische Proteine (Rhabditen) herausschleudern können. Ob unsere Aquarienwürmer dazu gehören, weiß ich leider nicht.


Der Genitalapparat der Plattwürmer gehört zu den kompliziertesten die bekannt sind. Fast alle Arten sind Zwitter. In den Eierstöcken (Ovarien) bilden sich Eier, wobei sich bestimmte Eizellen wie eine Hülle um die "richtigen" Eizellen legen. Diese Hüllenzellen werden dadurch zu Nährzellen. Sie ersetzen praktisch den Dotter. Viele Plattwürmer besitzen als Teil des Ovars sogenannte Dotterstöcke. In diesen werden die Nähreier gebildet. Der Eierstock besitzt dadurch zwei Teile, den eigentlichen Eierstock mit echten Eizellen und den Dotterstock mit den Nähreiern. Bei den Planarien werden mehrere Eizellen mit bis zu 60 Dotterzellen zu einem Kokon. Bei den Strudelwürmern gibt es die wechselseitige Begattung als auch die Selbstbefruchtung. Ich habe ja schon erwähnt, daß sich Turbellarien hauptsächlich räuberisch ernähren. Das tun sie mit ihrem Pharynx (Schlund). Damit ergreifen sie lebende oder schon tote Tiere, die entweder direkt in den Darm befördert werden oder sie saugen sie aus. Um Beute zu machen, werden jedoch auch mit Kiefern oder Zähnen bewährte Rüssel oder Stacheln des Begattungsapparates eingesetzt. Manche Würmer bilden mit schleimigen Fäden der Hautdrüsen eine Art Fangnetz, mit denen Flohkrebse und andere kleine Krebse fangen.
Wie man sieht ist an den Strudelwürmern mehr dran als man auf den ersten Blick vermuten möchte.


Eine weitere, eigentlich faszinierende Eigenschaft, ist das hohe Regenerationsvermögen der Planarien. Sie sind in der Lage aus einem winzig kleinen Fragment wieder vollständige Individuen zu regenerieren. Diese Eigenschaft sollte man sich als Aquarianer immer vor Augen halten und sich nicht zu Zerteilung der Palanarien hinreissen lassen. Und da sind wir auch schon bei den Bekämpfungsmethoden.
Ich habe einige dieser Methoden angewendet, mit unterschiedlichem Erfolg.



Absaugen


Unter Absaugen verstehe ich, die Würmer direkt mit einem dünnen Schlauch oder einer Pipette von den Einrichtungsgegenständen und Scheiben zu entfernen.
Mir gefällt die Methoden mit der Pipette besser, denn damit kann man genauer zielen und die Planarien auch kontrollierter absaugen.
Das ist wohl die einfachste, aber auch umständlichste Methode.



Fallen mit Köder


Es gibt verschiedene Fallen, die mit Ködern bestückt werden können.
Zum einen kann man einen kleinen Stoffbeutel mit Fleisch befüllen und ins Aquarium hängen. Dann wartet man ab und sammelt die Planarien ab, wenn sich welche zum fressen eingefunden haben.


Man kann aber auch verschließbare Plastikröhren nehmen, in die man mit einer heißen Nadeln kleine Löcher ins Plastik macht. Diese befüllt man anschließend mit einem Köder und legt sie, nachdem das Licht aus ist, auf den Boden des Aquariums. Nun kontrolliert man etwa alle halbe Stunde wieviele Planarien sich in der Röhre eingefunden haben und wechselt eventuell den Köder aus, um auch alle Planarien sicher zu entfernen.



Eine dritte Möglichkeit ist, eine Reuse zu bauen. Ich habe auch hier ein kleines verschließbares Plastikgefäß verwendet. In den Deckel wird ein Loch gebohrt, in welches ein spitz zulaufendes Stück Plastik gesteckt wird. Man sollt darauf achten, daß dieses Plastikstück recht weit in das Gefäß hineinereicht. Dies ist wichtig, das die Reuse mit dem Eingang nach unten ins Becken gestellt wird und der Köder nicht herausfallen soll.



Ich habe die letzen beiden Methoden ausprobiert, mit unterschiedlichem Erfolg. Die erste Falle habe ich nicht ausprobiert. Die zweite Falle funktioniert recht gut, allerdings muß man sie schon öfter kontrollieren, da die Planarien den Weg auch wieder raus finden können. Bei der Reuse fanden sich nicht soviele Planarien ein, wie bei der anderen Falle, dennoch funktioniert auch dieses Prinzip.



Essig


Diese Variante las ich vor einiger Zeit in einem Forum und fand es interessant.
Ich habe mir einige Planarien gefangen und diese in ein Glas gesetzt. Anschließend gab ich einige Tropfen Essigessenz in das Wasser. Bereits nach wenigen Sekunden wanden sich die Würmer und starben. Also prinzipiell scheint es zu funktionieren, aber so einfach ist das natürlich nicht aufs Aquarium zu übertragen. Deshalb habe ich diese Methode auch nicht weiter verfolgt. Vielleicht ist ja Apfelessig eine mögliche Alternative.
Ich verfrachte aber die abgesaugten Planarien in eine Essiglösung, damit keine Kontamination stattfinden kann und die Würmer sicher abgetötet werden.



Fische


Aus verschiedenen Quellen konnte ich erfahren, daß Platies Planarien fressen sollen. Leider war meist nicht herauszubekommen, um welche Art Würmer es sich handelt. Bei der kleinen Art, kann ich es mir sehr gut vorstellen, aber meine Art war ja um einiges größer. Ich versuchte es dennoch und ich habe den subjektiven Eindruck, daß es weniger Planarien geworden sind. Zumindest sehe ich keine mehr an den Scheiben herumkriechen. Aber sie sind noch da.
Von vielen anderen Seiten hört man immer wieder, daß Makropoden (Makropodus spp.) Planarien fressen sollen. Das der Bestand in Grenzen gehalten wird, kann schon sein, aber ganz verschwinden werden die Würmer jedoch nicht. Außerdem ergibt sich bei den Fischen das Problem, daß sie in das befallene Aquarium bezüglich der Beckengröße und der Wasserparameter passen müssen.



Knoblauch


Ein anderes Mittel, welches öfter angesprochen wird, ist Knoblauch. Da es sich hier um ein Naturprodukt handelt, erschien es mir einen Versuch wert zu sein. Ich zerdrückte mit einer Knoblauchpresse 3 Knoblauchzehen und gab sie in 100ml Wasser. Anschliessend setzte ich einige Planarien in 250ml Wasser und gab 1ml des Knoblauchs dazu. Die Planarien die die volle Ladung abbekommen hatten krümmten sich auf der Stelle und gaben eine Menge Schleim ab. Bei den anderen konnte ich keine Veränderung feststellen. Nach 24h konnte ich eigentlich keine weitere Veränderungen erkennen. Nach insgesamt 48h waren alle Planarien tot und lösten sich schon auf. Wie es im Aquarium wirkt, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich gab nur eine zerkleinerte Zehe in ein 50L Becken. Die Garnelen und Hexenwelse fraßen sofort davon, auch die Schnecken zeigten sich unbeeindruckt. allerdings auch die Planarien. Ich denke die Dosis war einfach zu gering. Knoblauchtabletten werden in der Tiermedizin bei Katzen und Hunden zur Entwurmung eingesetzt. Knoblauch könnte somit eine wirklich Alternative sein, es ist natürlichen Ursprungs und schadet den Fischen nicht. Ich konnte jedenfalls keine Beeinträchtigung feststellen. Allerdings gibt es doch einen Haken. Wer mal spasseshalber zerdrückten Knoblauch in sein Becken gegeben hat und nach etwa einem Tag wieder den Raum betritt, indem das Becken steht, wird wahrscheinlich erst mal wieder rückwärts rausgehen. Der Knoblauchduft (kann man das noch so nennen?) ist überwältigend. Im Wohnzimmer würde ich das nicht machen. Ich tat es trotzdem und musste den Versuch leider abbrechen, da meine bessere Hälfte es nicht mehr so lustig fand.



Flubenol


Flubenol ist ein verschreibungspflichtiges Antihelminthika (ein Antiwurmmittel), welches nur über den Tierarzt zu beziehen ist. Dieses Mittel gibt es in zwei Formen, zum einen zum Entwurmen von Katzen in Spritzen und als Pulver. Als ich vor einiger Zeit versuchte Flubenol zu bekommen, sagten mir verschiedene Tierärzte und Apotheker, daß dies Mittel in Deutschland vom Markt genommen wurde. So viel dazu.



Levamisol


Levamisol ist auch ein Antihelminthika und verschreibungspflichtig. Da mir nur wenig Salz (Levamisol-Hydrochlorid) zur Verfügung stand, konnte ich es nicht im vollen Ausmaß testen.



Temperaturerhöhung


Eine Temperaturerhöhung auf 35°C bis 40°C wird auch oft vorgeschlagen. Allerdings müssen dann alle erwünschten Beckeninsassen evakuiert werden. Für die Pflanzen ist diese Methode nicht zu empfehlen, da sie die hohe Temperatur nicht besonders gut vertragen und absterben.



pH-Wert Änderung


Diese Anwendung habe ich erst vor kurzer Zeit in einem Forum gelesen. Ich wusste zwar, daß Planarien pH-Werte unter 5 nicht vertragen und eingehen, aber der Vorschlag mittels Salzsäure einen künstlichen pH Sturz zu verursachen war mir neu. Es wurde erklärt, daß das man Pflanzen und Fische aus dem Becken nehmen soll und mit der Säure einen pH-Wert von etwa 2 anstreben soll. Davon kann man nun halten was man will, ich werde es nicht versuchen. In einem größeren Becken braucht man schon einiges an Säure und man sollte auch extrem vorsichtig sein. Ich halte diese Methode für wenig geeignet.



Kohlensäure


Wenn man Planarien im Aquarium hat,wahrscheinlich durch neue Pflanzen, kann man schon leicht am Rande eines Nervenzusammenbruchs enden. So gehts mir jedenfalls. Wie dem auch sei, in einem voll besetzten großen Aquarium ist diese Methode recht schwierig anzuwenden. Ich verwende sie deshalb nur in kleineren Becken. Man braucht eine paar Liter kohlensäurehaltiges Mineralwasser. Das ist auch schon alles. Um mit der Behandlung anfangen zu können, müssen natürlich alle Wasseratmer auf dem Aquarium entfernt werden. Dabei ist drauf zu achten, das kein Wasser aus dem infizierten Becken in das Zwischendomizil gelangt! Dann wird der Wasserstand angesenkt, bis die Pflanzen noch halb eingetaucht sind. Nun füllt man das Mineralwasser ein, bis die Pflanzen komplett eingetaucht sind. Es sollte also ein Verhältnis von 50:50 entstehen. Den Pflanzen tut diese Behandlung gar nichts, im Gegenteil! Nach 24h wird das Wasser soweit wie möglich abgesaugt und durch frisches bzw. eingefahrenes Wasser ersetzt. Nun sollten eigentlich alle Planarien abgetötet worden sein. Ich nehme an, dass durch den plötzlichen pH Sturz. die Haut (Membran) der Planarien beeinträchtigt wird. Durch das Mineralwasser (H2CO3) wird ja ein Wasser (H2O) und ein CO2 erzeugt. Und der Sauerstoffgehalt des Wassers sinkt. Leider kann man hiermit nur den adulten Planarien auf die Pelle rücken, die Eier bleiben völlig unbeeindruckt.



Garnelen


Irgendwo habe ich gelesen, daß auch Amano Garnelen gegen Planarien erfolgreich eingesetzt wurden. Nach den Berichte zufolge, sollen sich die Garnelen mit Heißhunger auf die Würmer stürzen. Ich habe das bis jetzt nicht überprüft, es wäre aber ein interessanter Ansatz.
In einem meiner Becken, in dem ich eine riesige Anzahl Zwerggarnelen pflege, waren die Planarien sehr schnell verschwunden. Gefressen wurden sie von den Garnelen nicht, vielleicht sind die Garnelen auch nur als Nahrungskonkurrenz zu sehen.



Teilweise zeigen einige Planarien eine deutliche rote Färbung.





mit freundlicher Genehmigung von Mathias Teucke


http://siluriphil.de/planarien.php


Weiter Literatur - http://welse.net/SEITEN/planarie.htm

"Die Franzosen neigen dazu sehr dünne Steaks zu grillieren, die kaum 200g wiegen. Für mich ist das Aufschnitt" - Otto von Bismarck, 1898