Fräskopfwürmer im Aquarium

Fräskopfwürmer im Aquarium
Ein Behandlungsbericht von Regina Mendel


Ich würde ja fast meinen dass dies so ziemlich die böseste Krankheit war, die ich bisher in unseren Becken erlebt habe.
Nein war sie nicht ! Denn diesen Befall erkannten wir und konnten ihn behandeln.
Es gibt leider viele Krankheiten, die wir zwar sehen können (aufgedunsene Bäuche, gesträubte Schuppen, transparenter Kot, rote Kiemen, weiße Punkte, u.s.w.) aber leider meistens nicht genau wissen, was sich das Tier eingefangen hat.
Da wildes Behandeln - also behandeln auf Verdacht - eher schadet als nutzt. Vor allem wenn man das erkrankte Tier nicht separat behandeln kann, bleibt meist nur das Töten. Im Folgenden beschrieben, bin ich aber sehr froh die bessere Entscheidung getroffen zu haben und dass dies alle Tiere überlebt haben.




Levamisol - Unsere Erfahrung:
Behandlung von Fräskopfwürmern mit Levamisol (flüssiger Wirkstoff) 07/2006

  • Becken: 300 Liter Süßwasser / 26 Grad Temperatur eingerichtet Mitte März 2005
  • Werte: Messstäbchenwerten im „grünen“ Bereich
  • Besatz: (Becken mit Felsaufbauten und Bepflanzung mit einigen robusten Arten)
  • 3 Siamesische Rüsselbarben (Crossocheilus oblongus) - Südostasien
  • 2 Afr. Schmetterlingsbuntbarsche (Anomalochromis thomasi) - Afrika
  • 2 Buntbarsch Ellioti (Thorichthys ellioti) - Mittelamerika
  • 9 Buntbarsch / gelb (Labidochromis careuleus Lamprologus sp.) - Afr.Malawisee
  • 1 Rotbuckelbuntbarsch / Rothaubenerdfresser (Geophagues steindachneri) - Südamerika Kolumbien Rio
  • 2 Sajicabuntbarsch Barsch- / Lippfischartige (Cichlasoma sajica Cryptoheros sajica) - Mittelamerika Costa Rica Flüsse
  • 2 Zebrabärbling (Brachydanio rerio) - Östl.-Vorderindien
  • 6 Diamant Regenbogenfisch "Knochenfisch" (Melanotaenia praecox) - Neuguinea
  • 2 Schwertträger (Xipophorus helleri) - Zentral Amerika
  • 4 Blauer Antennenwels Harnischwels (Ancistrus dolichopterus) - Südamerika Amazonas
  • 2 Panzerwels (Art unbekannt) - ???
  • 2 Zwergschilderwels Segelschilderwels (Glyptoperichthys joselimaianus) - Südamerika Brasilien


Vorgeschichte:
Schon seit geraumer Zeit konnte man die Fräskopfwürmer bei einzelnen Tieren feststellen. Diese Würmer benutzen die Fische als Wirt, setzen sich im Darm des Fisches ab und saugen ihn nach und nach aus. Zeitweise schauen sie dann aus dem After der Fische 1-3 Millimeter heraus. Dieser Parasit kann auf verschiedene Wege in ein Aquarium eingeschleppt werden und gilt als lebendgebärend. Ohne Wirt kann dieser Wurm einige Wochen überleben.
Die befallenen Fische werden praktisch von innen „aufgefressen“. Unser Barschweibchen der Gattung Rotbuckelbuntbarsch / Rothaubenerdfresser (Geophagues steindachneri) war bereits über ein halbes Jahr befallen. Schlussendlich magerte sie stark ab und wir mussten sie schließlich töten.
Nachdem wir erkannten, dass auch andere Fische, vor allem unser großer Bundbarsch „Ellioti“ aber auch sichtbar bei einigen Regenbögen, von diesen Würmern befallen waren und wir unseren Bestand retten wollten, haben wir uns zunächst im Internet über diesen Wurm und die Behandlungsmöglichkeiten gegen diesen Parasiten schlau gemacht.
Es gibt Medikamente die den Wirkstoff Levamisol enthalten (z.B.: Concurat und Flubendazol). Diese Medikamente sind zumeist Zuckerhaltig und somit nicht besonders geeignet für die Behandlung von Süßwasserfischen, da das Wasser stark belastet wird und die Algen zur Blüte angeregt werden. Aus diesem Grund fragten wir zunächst in der Apotheke nach dem Wirkstoff. Da dieser Verschreibungspflichtig ist, konnten wir den Wirkstoff nicht bekommen. Eine Tierärztin war dann bereit uns Levamisol abgemessen (2 x 15 ml) für das 300 Liter Becken für eine Behandlung in 2 Behandlungsschritten mitzugeben. Entgegen der im Internet erlesenen Informationen führten wir dann die Behandlung genau auf Anweisung der Tierärztin wie folgt durch:
Ablaufbeschreibung der Behandlung mit dem Wirkstoff Levamisol:


Kurzfassung:
1. Tag der Behandlung: Zugabe von Levamisol.
8. Tag der Behandlung: Einen großen Wasserwechsel mit wenigstens 50% Wasseraustausch und erneute Zugabe von Levamisol.
15. Tag der Behandlung: Noch mal einen großen Wasserwechsel von wenigstens 50%.
Kein Ausfiltern des Medikamentes. Ziel: Würmer in allen Lebensstadien abtöten.
Wichtige Hinweise: Sparsam füttern! Es soll für eine gute Durchlüftung gesorgt werden. Bedeutet: Eine gute Rundströmung der Wasseroberfläche sowie falls möglich den Aquariendeckel offen lassen damit dem Wasser ausreichend Sauerstoff zugeführt wird. (Tipp: Keinen Sprudler verwenden !!! Denn der bewirkt das Gegenteil !!!) Das Becken möglichst einige Stunden beobachten um ggf. eingreifen zu können falls Tiere heftige Reaktionen zeigen.
1. Tag 12.7.06 - 18:45 h
Fütterung morgens – abends nicht mehr. Ein kleinerer Wasserwechsel (ca. 30 Liter) und einfache Reinigung des Innenfilters.
Zugabe über den Ausströmer von 15 ml Levamisol auf 300 Liter Beckenvolumen.
Beobachtungen am 1. Tag 12.7.06 19:15 h
Zustandsaufnahme
29 C° Sommertemperatur im Becken.
5-6 Wurmenden ragen deutlich aus dem After des Ellioti und bewegen sich. Bei Bewegung des Fisches ziehen sich die Würmer zurück.
1 Regenbogen W mit deutlich sichtbarem Wurmbefall.
Zebrabärblinge koten weiße Fäden.
Thomasi M mit angeschlagener / verletzter Haut. Dies ist schon seit einiger Zeit so.
19:30 h
Ellioti heftig in der Balz (W steht kurz vor der Eiablage)
Erdfresser kotet normal. (Eine Behandlung einige Wochen vorher mit unbekanntem Präparat aus der Tierhandlung hatte wohl eine Teilabtötung der Würmer bewirkt.)
19:45 h
!!! Regenbogen W scheidet einen Fräskopfwurm aus (4-6 mm Länge). Ein Wels frisst diesen.
Beim Ellioti schauen noch alle Wurmenden ca. 1 mm heraus.
19:47 h
!!! Schwertträger W verliert einen Wurm. Bei ihr war zuvor kein Wurmbefall feststellbar.
Weiteres Wurmende bei Regenbogen W sichtbar.
20:10 h
Ungewöhnliches Interesse seitens Thomasi M ans Thomasi W. (Habe den Eindruck das Medikament wirkt sich positiv auf das Balzverhalten der Tiere aus.)
!!! Regenbogen W verliert weiteren Wurm. Von einem kräftigen Rot färben sich die Würmer beim Ausfallen schnell in Farblos um.
Wurm bei Regenbogen M erkennbar.
20:15 h
Zustand Ellioti unverändert.
21:00 h
Immer noch nur die 1 mm langen Wurmenden aus dem ca. 16 cm Ellioti erkennbar.
21:05 h
!!! Bei Regenbogen M fallen weitere Würmer heraus.
21:15 h
Tolles Spiel zwischen den Harnischwelsen. Die W kloppen sich und die M schauen zu. ;-)
21:55 h
Ellioti beherbergt offensichtlich kräftigere Würmer (vermutlich die weiblichen Fräsköpfe). Sie zeigen sich nun bis zu 3 mm und ziehen sich noch immer bei Bewegung zurück.
22:00 h
Licht aus. NO3 normal / KH auf 17 (lt. Easy Test)
2. Tag 13.7.06 - 8:30 h
Würmer schauen beim Ellioti immer noch rot und 2-3 mm weit heraus.
Fische wirken teilweise träge. Futter wurde schlecht angenommen.
Regenbögen und Zebrabärblinge halten sich jetzt im unteren Beckenbereich auf.
Yellow Nachzucht, Welse und Sim. Rüsselbarben sind fit.
3. Tag 14.7.06
Ellioti appetitlos. Ein Wurm schaut 3-4 mm raus und scheint sich nicht zu bewegen.
Keine weiteren Auffälligkeiten.
6. Tag 17.7.06
Jetzt auch bei Ellioti kein Wurmbefall mehr sichtbar.
8. Tag 19.7.06 – 20:00 h
Großer Wasserwechsel (mind. 50% vom Beckenvolumen)
Erneute Zugabe über den Ausströmer von 15 ml Levamisol auf 300 Liter Beckenvolumen.
Keine Fütterung.
11. Tag 22.7.06
Kein Wurmbefall mehr sichtbar.
15. Tag 26.7.06 – 19:00 h
Großer Wasserwechsel (mind. 50% vom Beckenvolumen)
Ende der Behandlung.


Résumé:
Alle Tiere und Pflanzen haben die Behandlung sehr gut überstanden. Bis jetzt keine negativen Auswirkungen des Medikamentes Levamisol feststellbar.
Yellow ist mittlerweile wieder am Maulbrüten. In den nächsten Tagen wird sie wieder eine Brut ausspucken. (Stand 29.8.06) Wieder 2 neue kleine Yellows (Barsche) im Bestand. Stand 5.9.06
Behandlungsmethode m.E. sehr empfehlenswert.


Mit freundlicher Genehmigung von Regina Mendel (Wassermann & Fisch)

"Die Franzosen neigen dazu sehr dünne Steaks zu grillieren, die kaum 200g wiegen. Für mich ist das Aufschnitt" - Otto von Bismarck, 1898