Cambarus rusticiformis
Ein Fortsetzungsbericht von Henry Wollentin
26.04.2007
Es ist schon eine ganze Weile her, und zwar war es kurz nach Biancas Idee, in die Wirbellosenzucht einzusteigen, im Sommer 2006, als ich alles an Literatur über Krebse, was ich bekommen konnte, förmlich inhalierte, da fand ich in einer Ausgabe der DATZ einen Bericht über die Gattung „Cambarus“. In diesem Bericht ging es unter Anderem um Cambarus rusticiformis, der mich augenblicklich aufgrund seines Aussehens und seines dort beschriebenen Verhaltens völlig in seinen Bann zog und faszinierte. Er stand also, wie ich es bereits in meinem Bericht über das Brutverhalten von Cherax sp. „Blue Moon“ erwähnt habe, von Anfang an auf der Wunschliste. Allerdings gab es da ein Problem: als Nordamerikaner der nördlicheren Sorte benötigen die Vertreter dieser Gattung eine Kälteperiode, ohne die sie nicht zur Vermehrung schreiten. Da sich unsere gesamte Zuchtanlage aber in beheizten Kellerräumen befindet, hatte ich zu dieser Zeit keine Idee, wie ich den Tieren eine solche Periode gewährleisten sollte. Alle Gedankenspiele von wegen Kübel, der im Winter umgestellt wird usw. verwarf ich wieder. Trotzdem blieb mir der „Rusti“ immer wieder im Kopf.
Irgendwann Ende 2006 kaufte ich für unsere Vereinsbibliothek Lutz Dörings Film „Süßwasserkrebse", und als ich ihn mir eines Tages zu Hause ansah, was sah ich dort? Cambarus rusticiformis, und zwar nicht nur im heimatlichen Biotop, sondern auch noch im Aquarium von Lutz Döring. Herrje, da war er wieder voll in meinen Focus geraten.
Etwa im Februar 2007, als ich in einem Anfall von Arbeitswut alle meine Kellerräume aufräumte und ausmistete, fiel mein Blick zufällig auf eine alte Kommode, auf der bis Frühjahr 2004 im Zuchtkeller das Aquarium gestanden hat, das ich seit einiger Zeit für die Aufzucht von Heros sp. „Rotkeil“ und den Blue Moon benutze. Nach dem Aufbau des großen Regals war dieser Schrank dem Sperrmüll entgangen, weil ich ihn noch zum Lagern von Futter und allerlei Kleinkrams brauchte. Er ist damals also in meinen großen Lagerkeller gewandert, der zwar beheizbar ist, aber fast nie beheizt wird, und in dem dadurch die Temperatur im Winter bis auf 9°C fällt. Es ist nun nicht so, dass ich den Schrank vorher nicht gesehen oder vergessen hätte, ich musste ja fast jeden Tag ran, aber ich hatte ihn irgendwie nicht richtig für voll genommen.
Hier sieht man den fast vergessenen Schrank im Keller
Das Becken, das früher darauf stand, hat die Maße 100 x 40 x 40, und die Unterlage, die aus einem Stück alter Auslegware bestand, war auch noch drauf. Plötzlich schoss mir der Gedanke in den Kopf, dass das ja wohl der ideale Platz für ein Cambarus-Becken sei. Und rein zufällig sind daneben gleich zwei Steckdosen und eine alte Schreibtischlampe stand auch direkt daneben. Ich glaube, so schnell habe ich mich noch nie zu etwas entschlossen und meine Familie brauchte ich auch nicht lange zu überzeugen.
Am nächsten Tag rief ich bei meinem Zoo-Händler Frank Degenhardt an und fragte, ob er zufällig ein gebrauchtes Becken mit den entsprechenden Maßen rumstehen hätte. Natürlich nicht – warum sollte auch alles auf Anhieb klappen. Also fasste ich den Entschluss, das Becken wieder bei Glastechnik-Kittner in Möser zu bestellen, und zwar gleich passend mit den Maßen 100 x 40 x 30, mit dicht schließenden Deckscheiben und Stegen für eine Eck-Mattenfilter. In den nächsten Tagen kaufte ich dann schon mal eine Schaltuhr und eine Filtermatte.
Als nächstes folgte der unvermeidliche Anruf bei Lutz Döring, denn ich wollte gern von ihm Tiere haben. Bei einem Treffen in Braunschweig erzählte er mir dann aber, dass er wahrscheinlich keine Cambarus rusticiformis zum abgeben habe und diese Art in den USA mittlerweile unter Naturschutz stehe, schlug mir aber als Alternativen die ähnlich aussehenden Arten Cambarus manningi und Cambarus speciosus vor. Wir vereinbahrten, erstmal abzuwarten, bis das Becken bereit stehe.
Am Abend des 20.3.2007 brachte mir Herr Kittner das Becken nach Hause und ich war wieder einmal total begeistert von der Qualität. Nicht nur, dass das Becken schon rein optisch einen tollen Eindruck machte und die Verarbeitung des Materials kaum besser hätte sein können, nein, Herr Kittner hatte sogar noch eine Gummidichtung am rechten oberen Rand eingezogen, so dass die Deckscheiben wirklich dicht schließen.
Das neue Becken steht an seinem Platz
Die Stege für den Eck-Mattenfilter und die Dichtung am rechten Rand
Am Abend des nächsten Tages begann ich dann damit, das Becken einzurichten; die Filtermatte wurde zugeschnitten und eine kleine Kreiselpumpe eingesetzt, die eine Stundenleistung von bis zu 300 Litern hat. Kies und Steine findet man bei mir immer in diversen Eimern im Keller, so dass die Einrichtung schnell erledigt war. Die Schreibtischlampe wurde mit einer Sparlampe ausgestattet, die vollends ausreichen dürfte, da das Becken keine Pflanzen beherbergen wird. Was mich auch sehr freute war, dass mein Wasserschlauch aus dem Zuchtkeller exakt bis in die rechte Ecke des Beckens reicht, ohne dass ich ihn verlängern musste.
Filtermatte und Pumpe sind eingesetzt.
Die Einrichtung ist drin. Ob sie sich bewährt, wird sich zeigen
Das Wasser läuft ein und so sieht das fertige Becken aus, allerdings noch ohne Laub.
Was mir allerdings nach dem Befüllen etwas Sorgen bereitete, war die Frage, ob denn die Sauerstoffversorgung ausreichend ist. Die Wasseroberfläche wird zwar von der Pumpe gut bewegt, aber die Deckscheiben schließen so dicht, dass der Gasaustausch wohl stark behindert sein dürfte. Außerdem ist der Zwischenraum zwischen Wasseroberfläche und Deckscheiben nicht sehr groß. Vorsorglich installierte ich daher noch eine kleine Membranpumpe und einen Ausströmer, den ich in die Filterkammer legte, so dass nun sauerstoffreiche Luft in die Filterkammer gepumpt wird, sich das Wasser dort mit Sauerstoff anreichern kann und dann unmittelbar von der Kreiselpumpe ins Becken befördert wird.
Nun muss ich warten. Leider konnte mir Lutz Döring bisher keine der 3 Arten geben, er wird mir aber von seiner Reise in die USA im Mai 2007 Tiere mitbringen. Welche Art es nun werden wird, muss er vor Ort entscheiden. Für mich wird es also eine kleine Überraschung werden, aber ich vertraue ihm da voll und ganz.
Damit das Becken bis dahin nicht völlig leer steht, habe ich aus dem Gartenteich 3 Spitzschlammschnecken (Lymnaea stagnalis) gefischt und reingesetzt. Sie haben natürlich nichts Besseres zu tun gehabt, als sofort abzulaichen. Ob sich die Schnecken später weiterhin vermehren oder ob sie zu Krebsfutter werden, bleibt abzuwarten.
29.07.2007
Die lange Wartezeit ist nun endlich vorbei - am letzten Sonntag sind die Krebse eingezogen. Aber lassen Sie mich vorn beginnen.
Nachdem das Becken im April eingerichtet wurde, stand es einige Zeit leer und lief ein. Zur Unterstützung des Einfahrens hatten wir einige ehemalige Kübelguppies, die für eine Zucht nicht geeignet waren, eingesetzt. Anfang Mai entschlossen wir uns, auch noch einem Pärchen Procambarus alleni ein neues Zuhause zu geben und ihn nachzuziehen. Dieses Mal sollten die Tiere aber nicht in ein Aquarium, sondern in den 90-Liter-Mörtelkübel einziehen, der bisher mit Guppies im Garten gestanden hatte, mit dem es aber aufgrund des starken Algenwachstums im Sommer nie so richtig Spaß gemacht hatte. Da der Platz für den Kübel im Zuchtkeller noch nicht eingerichtet war, entschlossen wir uns, die P. alleni vorübergehend in das Cambarus-Becken zu setzen. Dort konnten wir sie in der ersten Zeit gut beobachten und auch einige Fotos machen. Das bei einer Krebsfreundin aus Bayern bestellte junge Pärchen kam dann auch in der ersten Maiwoche an und zog in das Becken ein. Die Frage, die in den Internetforen immer wieder diskutiert wird, ob man denn Fische mit den Allenis vergesellschaften könne, wurde auch prompt dadurch beantwortet, dass die Krebse sofort Jagd auf die Guppies machten und sie sich im Fall eines Jagderfolgs auch gleich schmecken ließen. So überbrückten wir also die cambaruslose Zeit mit dem hübschen Blauen Floridakrebs.
Als dann Anfang Juni mein Heizkörper im Zuchtkeller meinte, kaputt gehen zu müssen, um genau zu sein: er fiel fast von der Wand, weil eine der Schrauben, mit denen er an der Wand befestigt war, gerostet und durchgebrochen war, war die Gelegenheit zum Umräumen gekommen und der Kübel wanderte von Garten in den Keller. Den Heizkörper habe ich übrigens jetzt auf Füße stellen lassen und nicht wieder an die Wand gehängt. Die P. alleni zogen dann anschließend auch gleich um, so dass das Cambarus-Becken wieder leer stand.
Ein junger Procambarus alleni im Cambarus-Becken.
Nun folgte wieder eine Durststrecke, aber am 22.7.2007 war es dann endlich soweit, dass wir Lutz Döring einen Besuch abstatten und uns die ersehnten Krebse abholen konnten. Wir fuhren gegen 9:00 Uhr los und waren gegen 10:30 Uhr zu einem Zwischenstopp bei meinem Freund und Malawizüchter Hans-Dieter Wesche (www.kaiserbuntbarsche.de), dem ich nach einem Krankheitsausbruch bei ihm eine neue Zuchtgruppe Sciaenochromis fryeri versprochen hatte. Und wie es dann so kommt, habe ich natürlich, ohne dass es geplant war, auch wieder einige Fische mitgenommen, und zwar Cynotilapia afra "Cobue", die ich zwar schon habe, aber deren Färbung mir einfach nicht gefällt. Nun hoffe ich, dass ich wieder korrekt gefärbte Tiere nachziehen kann.
Nach einem schnellen Mittagessen ging es dann zu Lutz Döring weiter, wo wir gegen 14:30 eintrafen.
Der Weg führte uns nach einer herzlichen Begrüßung natürlich sofort ins Heiligtum, wo wir einige Blicke auf seine nordamerikanischen Kaltwasserfische (z. B. Springbarsche) werfen und natürlich massiv fachsimpeln konnten. Irgendwann kam dann der Moment, wo wir wählen mussten. Zur Auswahl standen Cambarus rusticiformis und Cambarus manningi. Cambarus speciosus war leider nicht vorhanden, aber das hätte die Sache noch schwieriger gemacht. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, denn beide Arten sind von ausgesprochener Schönheit. Nach langem Überlegen fiel dann aber doch die Wahl auf den von mir schon immer favorisierten Cambarus rusticiformis, dessen Artname soviel wie "von einfacher, schlichter Gestalt" bedeutet, was ich allerdings angesichts der Farben nicht so recht verstehen kann.
Wer das Glück hat, Lutz Döring persönlich zu kennen, der weiß, dass er immer ein Witzlein auf den Lippen hat, und mit einem solchen hielt er uns dann auch noch Orconectes durelli unter die Nase, einen zwar nicht so bunten, aber trotzdem überaus hübsch gezeichneten Krebs und meinte, dass doch wohl noch irgendwo ein Plätzchen für ein weiteres Becken frei sei. Nach schwerem inneren Kampf entschied ich mich dann aber konsequent für "nein", denn wenn man sich nicht irgendwann mal eine Grenze setzt, dann überschreitet das Hobby irgendwann die Grenze des Machbaren und man beginnt, alles nur noch halb zu machen. Also zogen nur 2 Weibchen und 1 Männchen von Cambarus rusticiformis in die mitgebrachten Eimer um.
Nach einer gemütlichen Kaffeerunde, für die wir uns an dieser Stelle noch einmal bei Lutz und seiner Frau herzlich bedanken möchten, traten wir gegen 16:15 Uhr die Rückreise an.
Zuhause angekommen wurden die Eimer erstmal neben das Becken gestellt und in üblicher Weise angepasst.
Cambarus rusticiformis - Männchen und Weibchen (leider nur mit einer Schere.) im Eimer
Nachdem ich mich in der Anpassungszeit erstmal um die Fische gekümmert hatte, kam dann der große Moment des Einzugs in das Becken. Wie der aufmerksame Leser weiß, habe ich bei den größeren Krebsarten immer noch Respekt vor den Scheren, obwohl ich ja nun schon seit gut einem Jahr mit den Krabblern arbeite. Trotzdem wollte ich keinen Käscher der Gefahr aussetzen, zerschnippelt zu werden, also fasste ich todesmutig mit der Hand in den Eimer, griff sie am Brustpanzer direkt hinter den Scheren und setzte sie um. Eins der Tiere, ich weiß gar nicht mehr, welches es war, griff dabei bedrohlich mit den Scheren nach hinten, so dass die Umsetzaktion blitzartig vonstatten ging.
Nachdem die Krebse in ihrem neuen Dauerheim eingezogen waren, erkundeten sie sofort das Terrain und schauten sich alle Höhlen an, die ich ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Bei dieser Gelegenheit konnte ich auch gleich die ersten Fotos machen.
Cambarus rusticiformis im Profil
Ein Blick auf den wunderschön gefärbten und gezeichneten Rückenpanzer.
Wer nun aber denkt, die "Rustis" hätten die angebotenen Höhlen mit einem freudigen Lächeln in Besitz genommen, der hat weit gefehlt. Anstatt es bequem zu haben und das zu nehmen, was da ist, haben sie lieber an allen möglichen anderen Stellen gebuddelt. Um ihnen etwas entgegen zu kommen, habe ich an einer Stelle zwei dicht beieinander liegende Steine mit einer Steinplatte abgedeckt und somit eine neue Höhle geschaffen, die einem von ihnen nun auch zu gefallen scheint. Einen Krebs konnte ich dabei beobachten, wie er sich unter einem faustgroße Stein ein Loch gegraben hat und diesen Stein dann mühelos anhob, so dass mir schon ganz Angst und Bange wurde, aber zum Glück ist nichts passiert. Nun haben sie wohl mittlerweile jeder ein Örtchen gefunden, an dem sie bleiben wollen, aber Kies wird trotzdem täglich durch die Gegend geschoben. Das Becken sieht mittlerweile aus wie eine Kraterlandschaft, aber wenn sie es so wollen - bitte ! Auch unter dem großen Stück Steinholz, das man auf dem linken Bild hinter dem Krebs sehen kann, haben sie eine Höhle gegraben, so dass ich sicherheitshalber unter ein Ende einen Stein gelegt habe, damit ihnen nicht der ganze Felsen auf den Kopf fällt.
Nun bleibt abzuwarten, wie sich die kleine Familie entwickeln wird. Sie sind zumindest sehr lebendig und haben einen ausgesprochen guten Appetit. Vor ihren Scheren und Fresswerkzeugen ist nichts sicher, vom Gemüse angefangen über Futtertabletten bis hin zu Fischfleisch oder auch mal einem ganzen toten Fisch.
Familienzuwachs wird es aber wohl in den nächsten Monaten nicht geben, denn die Weibchen hatten nach Aussage von Lutz Döring in diesem Jahr bereits Nachwuchs, so dass wir wohl den kommenden Winter abwarten müssen. Aber die Natur hält ja bekanntlich immer viele Überraschungen bereit. Warten wir's ab.
24.09.2007
Mittlerweile sind mehrere Wochen vergangen, seitdem die Cambarus rusticiformis bei uns Einzug gehalten haben. Nach einer anfänglich sehr aktiven Phase, während der die Tiere nur am Rumrennen, Graben und dem Aussuchen von Höhlen waren, ist nun eine Phase der Ruhe eingekehrt. Die Tiere scheinen jetzt mit der Beckeneinrichtung, an deren Gestaltung sie aktiv mitgewirkt haben, zufrieden zu sein, und die Buddel-Aktivitäten beschränken sich auf ein als normal anzusehendes Maß. Jeden Morgen, wenn ich vor dem Dienst einen Blick in das Becken werfe, muss ich das eine oder andere Tier suchen, da es sich in irgend einer Höhle oder Spalte gemütlich gemacht hat. Manchmal hängt auch ein Krebs kopfüber an der Filtermatte oder sitzt stundenlang auf dem Dach der großen Höhle in der Mitte des Beckens. Meistens ist dies das kleine Weibchen. Was ihr an dieser erhöhten Postion so gefällt, habe ich noch nicht ergründen können.
Was die Fütterung betrifft, so sind die Tiere nicht wählerisch. Es wurde bisher alle angenommen, was ich bieten konnte: von Futtertabletten über gebrühtes Gemüse wie Zucchini oder Hokaido-Kürbis, Laub, gefrostetes Fischfleisch oder Schnecken bis hin zu Futterfischen. Hält man ihnen das Futter vor die "Nase", was ich sicherheitshalber nur mit einer Pinzette tue, stürzen sie sich regelrecht auf das Angebotene, schnappen es mit den Scheren und ziehen sich blitzschnell in eine Höhle zurück..
Die Temperatur im Becken tendiert ebenso wie die Temperatur im Keller selbst zur Zeit gegen 17°C.
Was die Krebse sehr gut können, und was diverse Aquarianer z. B. von Prachtschmerlen immer wieder berichten, ist, den Pfleger zu Tode zu erschrecken. Kurze Zeit nachdem sie sich bei uns eingewöhnt hatten, lag eins der Tiere in einer Tonröhre halb auf dem Rücken. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass mir wieder einmal vor Schreck die Schweißperlen auf der Stirn standen, aber die Situation entpuppte sich schnell als ein Art "Ich will jetzt in Ruhe schlafen".
Vor einiger Zeit hat sich dann auch das große Weibchen das erste Mal gehäutet. Bereits einige Tage vorher waren bereits kleine Stummel der fehlenden Beine und Schere zu sehen, nach der Häutung ist alles wieder da.; die Schere allerdings erst in einer Größe von ca. 50% der anderen. Bianca hat schnell reagiert und einige Fotos gemacht, in der Annahme, die Exuvie würde schnell gefressen. Es hat dann aber doch einige Tage gedauert, bis sie zerlegt wurde.
Im roten Kreis erkennt man die noch farblose, bereits vor der Häutung sichtbare, kleine Schere
Unmittelbar nach der Häutung hatte sich das Weibchen in diese
enge Ecke zurück gezogen. Die neue Schere (links) ist gut zu sehen.
Die Exuvie kurz nach der Häutung und ein Blick unter die Exuvie.
Kurze Zeit später hat das Weibchen dann ihren Platz gegen diesen hier getauscht.
(Dieses Foto erfolgte durch die Wasseroberfläche)
06.10.2007
Ich war bisher immer davon ausgegangen, dass mich nach nunmehr 29 Jahren intensiver Beschäftigung mit der Aquarisitk kaum noch etwas so leicht in Erstaunen versetzen könne, zumindest soweit es Fische betrifft, die Krebse schaffen es aber immer wieder mich zu verwirren oder zu beunruhigen.
Ich war gestern mit Bianca für einige Stunden unterwegs, als uns gegen 15:00 Uhr eine SMS von Sascha erreichte, die folgenden Inhalt hatte: "Deine Rustis p..... schon seit einer Stunde", was ins Aquaristische übersetzt soviel heißt wie: "die Cambarus rusticiformis befinden sich seit einer Stunde bei der Paarung". Ich war nicht wenig erstaunt, denn wir haben ja schließlich Oktober, die warme Zeit liegt hinter uns und die Kälteperiode, die diese Tiere für eine Vermehrung eigentlich benötigen sollten, hat noch nicht so richtig angefangen. Was sollte das also?
Kurz nach 18:00 Uhr waren wir wieder zu Hause und mein erster Gang führte mich in den Keller zu den Rustis. Und was sah ich da ? Die Herrschaften lagen noch immer eng umschlungen im Paarungsspiel. Spaßig war nur, dass das Weibchen anstatt des Männchens oben lag. Sascha meinte, das Weibchen hätte das Männchen einfach umgeworfen, was ich umso erstaunlicher fand, als es sich um das kleinere der beiden Weibchen handelte. Da die Paarung nun schon geschlagene 4 Stunden im Gang war und sich das Weibchen überhaupt nicht bewegte, machte ich mir Sorgen um ihren Gesundheitszustand und beschloss, sie durch einen Stupser mit einem Stab voneinander zu trennen. Ich stupste und stupste, aber nichts geschah. Die Tiere glichen einer lebenden Skulptur. Da ich nun schonmal am Stupsen war und die Krebse sich offensichtlich nicht davon beeindrucken ließen, schob ich sie zur Frontscheibe, um dort noch einige bessere Fotos zu machen, als sie Sascha in der Beckenmitte gelungen waren. Ich beförderte bei dieser Gelegenheit auch das Männchen wieder in die richtige Position.Wie man unten sehen kann, sind mir da einige recht gute und interessante Aufnahmen gelungen, bei denen man auch gut erkennen kann, wie das Männchen seinen Begattungsgriffel in den Annulus ventralis des Weibchens eingeführt hat. Meine Sorge um das Weibchen wurde nur dadurch etwas beruhigt, dass sie den Schwanz etwa eingerollt hatte, wogegen er wohl schlaff herunter gehangen hätte, wenn es ihr nicht gut gegangen wäre.
Als ich dann nach einigen anderen Betätigungen gegen 21:00 Uhr noch einmal nach den Krebsen schaute, war immer noch nicht Schluss, was also summa summarum einen Paarungsakt von gut 7 Stunden bedeutete. Offensichtlich war das Männchen nun aber fertig, da der Begattungsgriffel nicht mehr in Position war, aber es schien ihm nicht möglich zu sein, seine rechte Schere von der linken des Weibchens zu lösen. Wir kamen dann auf die Idee, ein wenig einzugreifen, und nach einem kurzen Kitzeln mit dem Stab unter dem Pleon des Männchens und einem spaßigen Rumgezappele konnten sich beide voneinander trennen.
Nun bleibt abzuwarten, ob diesem Ereignis noch vor der Kälteperiode ein ablaichen erfolgt oder ob es noch einige Zeit dauern wird. Und falls es jemanden interessiert: die Temperatur im Becken beträgt zur Zeit 18°C.
Das Pärchen bei der Paarung in der Beckenmitte - Die Paarung in der Beckenmitte
(Foto durch die Wasseroberfläche)
Das Pärchen, nachdem ich es zur Frontscheibe geschoben hatte.
Hier sieht man den Begattungsgriffel in den Annulus ventralis eingeführt.
Unten das völlig erstarrte Weibchen. Das Weibchen hat den Schwanzfächer leicht angeklappt
Das Weibchen wird vom Männchen regelrecht umarmt. Nach dem Ende der Paarung liegt das Männchen
wieder unter dem Weibchen und kann seine Schere nicht von ihrer lösen.
Fortsetzung folgt.......